„Ich weiss schon genau, wie er reagiert“
Wir Menschen neigen gerne dazu Erwartungen zu haben auf welche Weise jemand auf etwas oder uns reagiert, oder wir haben eine Erwartung, wie jemand reagieren sollte.
Wikipedia beschreibt Erwartung wie folgt:
- Annahme, was ein anderer oder mehrere andere tun würden oder sollten
- Erwartung, geistige Repräsentation zukünftiger Ereignisse
- Eine Annahme über Zukünftiges, siehe Prognose
Erwartungen an dich selbst
Was erwartest du von dir selbst?
Gehörst du auch zu denen, die die Messlatte sehr hoch setzen und alles gerne perfekt und richtig machen möchten? Wonach richten sich deine Erwartungen? Sind es überhaupt deine?
Ich gehörte definitiv zu denen, die alles so gut machen wollten, dass ich manche Projekte nie anfing, weil ich dachte, ich bin noch nicht soweit, bin noch nicht gut genug.
Mein Bezugspunkt lag immer im Außen. Es hat Jahre lange innere Arbeit benötigt, bis ich kapiert habe, dass andere Menschen anders sind. Sie haben andere Gaben, andere Wünsche, andere Voraussetzungen als ich. Es bringt mir in der Regel nur Verdruss, wenn ich anderen nacheifere in Dingen, die nicht mir entsprechen.
Viele Erwartungen an uns selbst sind in unserer Herkunftsfamilie entstanden. Darüber hatte ich neulich schon geschrieben. Hier kannst du den Artikel lesen.
Wir übernahmen und übernehmen Einstellungen und Verhaltensweisen aus unserem Umfeld, beurteilen sie, und ziehen dementsprechende Rückschlüsse bzw. handeln demgemäß.
Nicht nur, dass meine Erwartungen an mich selbst sehr hoch waren und teilweise noch sind, neigte ich früher dazu, von anderen das Gleiche zu erwarten, was ich von mir verlangte.
Erwartungen an andere
Nun weitete ich den Druck, den ich mir selbst machte, auch noch auf meine Umwelt und meine Partner aus.
Totale Fehlleistung!
Wie kann ich denn erwarten, dass mein Partner den gleichen Anspruch hat, den ich habe? Das mag in einigen Bereichen der Fall sein, vermutlich nicht in allen.
Ein simples Beispiel, das vielleicht dem einen oder der anderen ähnlich erscheint:
Für mich ist es wichtig eine gewisse Ordnung um mich herum zu haben. Lebe ich nun mit einem Chaoten zusammen, können da Probleme auftauchen. Früher gab es ständig Auseinandersetzungen, denn ich hatte erwartet, dass mein Partner so ist wie ich und aufräumt. Weit gefehlt!
Das heißt, es gab dauernd Reibereien, weil ich Ordnung einforderte, die er jedoch nicht liefern konnte.
Zum Glück bin ich dann meinem ersten Mentor begegnet und habe gelernt, wie ich meinen geliebten Frieden in der Beziehung wieder herstellen kann. Das funktioniert auf keinen Fall, indem ich auf meinem Standpunkt beharre und meine, mein Gegenüber müsse sich ändern und mir anpassen.
Das geht nicht. Ich kann nur mich selbst und meine Einstellung ändern.
Selbsterfüllende Prophezeiung
In meinen Frauenworkshops und Retreats spielen wir auch. Abgesehen davon, dass es Spass macht, erleben und lernen wir im Spiel mit unserem ganzen Wesen. Das ist signifikant tiefgreifender als Informationen nur mit dem Verstand zu bearbeiten.
Bei einer dieser Gelegenheiten wollte Anita sich an einer Szene ausprobieren, die in ihrem Alltag ab und zu vorkommt und zu Ärger führte.
Anita kommt manchmal später als geplant von der Arbeit zurück. Ihr Mann ist dann meistens schon zuhause und steht in der Küche beim Vorbereiten des Abendessens.
In der Vergangenheit hatte er sie, statt sie zurück zu grüßen, mit Vorwürfen empfangen und ist dann in beleidigtes Schweigen verfallen.
Wir setzten die Szene ins Bild und Anita spielte mit einer anderen Teilnehmerin die Situation. Zwischendurch wechselten sie die Rollen.
Danach machte es bei Anita „klick“. Sie hatte einen großen Moment der Erkenntnis!
„Mir wurde gerade durch das Spiel bewusst, dass ich schon wenn ich die Haustür aufschließe von meinen Mann erwarte, dass er sauer ist und so reagiert wie üblich!“
Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, dass sie durch ihr eigenes Verhalten, genau das heraufbeschwor, was sie nicht haben wollte.
Die Moral von der Geschichte?
Habe keine Erwartungen und dein Leben wird leichter!